Bereits im Jahr 1201 wurde Fissau erstmals urkundlich erwähnt.

Namensgeber war vermutlich der Ritter Ernest von Viskowe, der auf einem Hügel vor der Stadt Utin eine Burg erbauen ließ.

Als 1968 die Martin-Luther-Kirche auf diesem Hügel gebaut wurde, wurden Überreste dieser Burg gefunden.

 

Um 1700 war Fissau ein Bauerndorf, es gab im Dorf acht Vollhufner, zwei Halbhufner, zwanzig Viertelhufner oder kleine Kätner, vier Heuerinsten und acht Inlieger. Da Ehefrauen und Kinder nicht mit aufgezählt wurden, kann die Einwohnerzahl von Fissau auf etwa 100 bis 150 geschätzt werden. Vollhufner waren die Inhaber einer vollen Bauernstelle. Es folgten die Halbhufner, auch Kätner genannt, sie besaßen eine größere Kate und etwas Land. Die Viertelhufner oder kleine Kätner hatten eine kleine Kate, teils etwas Landbesitz, teils auch nicht. Achtelhufner oder kleine Insten waren Heuerinsten ohne Besitz; sie wohnten bei anderen zur Miete in einer Kate. Die acht Inlieger waren die Dorfarmen (Insten), die nicht einmal Miete zahlen konnten. Sie waren Gelegenheitsarbeiter, auch Besenbinder oder Pantoffelmacher. Zwei alte Frauen "ernähren sich mit dem Spinnrad", ein Bewohner ist blind und muss betteln. Ein geringes Ansehen hatten auch der Schulmeister und der Dorfhirte, die zusammen in einer Kate hausten. *

 

Fissau entwickelte sich stetig weiter. 1803 wurde eine Windmühle gebaut, die bis 1903 in Betrieb war. Später gab es eine Meierei, einen Milchladen, Bäcker, den Kolonialwarenladen Hopf, Schuhmacher, die Schmiede und alles was zu einem selbständigen Dorf gehörte.

Weit über Fissaus Grenzen hinaus berühmt wurde die Apfelsorte Holsteiner Cox, die erstmals um 1900 auf dem Obstgut Schönborn gezogen wurde.

Auch die Gärtnerei Hinrichsen war mit ihrer Dahlienzucht bis über Ostholsteins Grenzen hinaus bekannt.

 

Am 2. Juli 1930 hat ein großer Brand etliche Hofstellen und Häuser zerstört. Das Feuer begann auf der Pitznerschen Hofstelle am Dorfteich (heute Montessori Kinderhaus) und aufgrund des starken Windes fraß es sich schnell die Dorfstraße entlang, ehe es gestoppt werden konnte. Die Löscharbeiten dauerten damals vom Mittag bis in den späten Abend.

 

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts lockten verschiedene Lokale Ausflügler aus nah und fern an. Berühmt waren vor allem Gieslers Höh am Eutiner See und die Alte Kalkhütte am Kellersee mit Karl Piehl, dem „Sänger vom Kellersee“.

 

Seit den 1970ern wurden auch in Fissau Neubaugebiete entwickelt. Das Dorf ist gewachsen und hat jetzt ca.1800 Einwohner. Es gibt zwei Kindergärten, eine Grundschule, einige Gaststätten, das "Fritz-Latendorf-Stadion" - Eutins größte Sportstätte - , Übernachtungsmöglichkeiten vom Campingplatz bis zum Hotel und einen Metall verarbeitenden Betrieb – aber eine „richtige“ Bauernstelle findet man nicht mehr. Auch die Post, der Schlachter und der Lebensmittelladen sind Geschichte.

 

Im Dorfkern um die Kirche stehen heute liebevoll renovierte, reetgedeckte Fachwerkhäuser, die einen lebendigen Eindruck von vergangenen Zeiten vermitteln.

 


* Quelle: "Jahrbuch für Heimatkunde 2009" des Verbandes zur Pflege und Förderung der Heimatkunde im Eutinischen e.V. (Heimatverband).

 

 

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